Die rot schimmernde Anzeige zeigt 6 Uhr irgendwas. Miese Nummer, psychologisch problematisch, ein Fall für Freud, denn die 6 schmerzt. 7 ist grenzwertig, 8 ist okay, aber um 6 Uhr aufzustehen ist einfach zu früh.
Statt sich Raufereien auf der Leinwand anzuschauen, sollte man sich lieber zusammenschlagen lassen. Das kann man sich doch viel besser merken. Vielleicht fehlt mancherorts die innere Bereitschaft, das eigene Leben als Erlebnis aufzufassen.
In einem Magazin lese ich, was die Asiaten von der Liebe halten: In der fernöstlichen Philosophie dient die Liebesbeziehung dem spirituellen Wachstum. Weil man sich näherkommt, weil man sich öffnet und weil irgendwann das Herz all die Sorgen ausschütten darf. Die von früher. Erst kommt das Vertrauen, dann die Leichen aus dem Keller. Eine Chance, gemeinsam zu wachsen, sich gegenseitig zu heilen, sagen die Spirituellen.
Die Frage lautet: Gibt es Einbildung? Die Erkenntnis ist: Es gibt zwei Arten, sich zu irren. Indem man an etwas Falsches glaubt oder indem man an etwas Wahrhaftes nicht glaubt.
Aber der Hang zum Negativen ist einzigartig. Und alle machen mit. Die Evolution ist schuld, denn wenn alle schon zufrieden wären, müsste keiner mehr im Laufrad laufen. Haus bauen, Karriere machen, sich selbst verwirklichen. Weiterkommen. Weil immer etwas fehlt, weil der kleine Ich-bin-nie-zufrieden-Mann im Kopf einfach immer das letzte Wort haben will. Unzufriedenheit als Antrieb, Depression als Überlebensstrategie.
Ich kann doch nicht noch einen Zug früher fahren, nur weil Hochtechnologievorzeigeweltmeisterland Alemania es nicht schafft, eine Lokomotive von A nach B fahren zu lassen.
Aber das ist Buddhismus. Arbeit bringt Erfüllung. Wir im Westen entscheiden uns, das anders zu sehen. Arbeit stiehlt Zeit, schafft unsinnigen Lebensstandard, verursacht Stress, bringt die Gesellschaft voran und zum Schluss den Herzinfarkt. Wer hat recht?
Und darum geht es doch. Um das Lebensgefühl. Manchmal denke ich, dass der Westen unter einer geistigen Krankheit leidet, die durch die Gehirnwäsche von Kapitalismus und Industrie in unsere Köpfe getrieben wird. Und natürlich durch zu viel Fernsehen, zu viel Werbung, zu viel Facebook. G-a-r-a-n-t-i-e-r-t werden wir alle auf dem Sterbebett bereuen, so viele Stunden vor den Bildschirmen verbracht zu haben und zu wenig mit den Menschen.
Wie geht man also vor, wenn die zarte Dame einmal im Monat nur auf Kettensägenmassaker aus ist? Logik, Rationalität, Analytik oder Realismus sind bei Frauen mit Menstruationshintergrund in etwa so angebracht wie ein paar imprägnierte Wanderschuhe zur Überquerung eines Ozeans. Hier spielt Taktgefühl eine Rolle.
Das Gute ist: Wenn man den Lebensstandard nicht an Gehaltsverbesserungen anpasst, hat das Laufrad keine Chance und man bleibt immer flüssig. Wenn die Ansprüche aber mit dem Mehrverdienst anwachsen, ist man immer knapp bei Kasse. Und im Laufrad.